IRONMAN Germany 2008 in Frankfurt

Unrealistisches Ziel

Ich gebe es zu, als ich auf die Laufstrecke kam, dachte ich kurz: ‚Hey, du bist jetzt genau im Plan von Kumpel Applejack, wenn du jetzt noch einen Marathon in 3:44h läufst, dann bist du sogar Sub11 im Ziel.‘

Aber im nächsten Moment erinnerte ich mich an die Worte meines Trainers: ‚du schaffst beim Ironman den Marathon nicht unter 4 Stunden!‘ Außerdem war ja nicht Sub11 mein Ziel, sondern eigentlich Sub13. Deswegen verwarf ich die Idee auch gleich wieder und lief die ersten Kilometer mal so um die 5:40min/km, also auf rund 4h Marathon-Gesamtzeit, wenn ich dann langsamer werden würde, wäre ich sogar bei einem 4:40er Marathon noch locker Sub12, also deutlich besser als erhofft.

Laufen – 4:22h

Erste und zweite Laufrunde

Das 5:40er-Tempo empfand ich als völlig in Ordnung, der Puls war auch im grünen Bereich, da wäre sogar noch was gegangen, aber ich wollte auch nichts riskieren. Die zweite Runde lief ich ebenfalls problemlos in diesem Tempo, allerdings wurde mein Schnitt jedes Mal wieder am Ende einer Runde durch einen Toilettengang über die 6min-Marke gedrückt.

Ende der zweiten Runde wurde es dann hart. Nicht weil ich irgendwelche Schmerzen gehabt hätte, nein, sondern weil ich einfach keine Lust mehr hatte zu Laufen. Ich glaube, das liegt daran, dass du in dem Moment realisierst, dass das gerade einmal die Hälfte war, obwohl es dir schon wie eine Ewigkeit vorkam.

Dritte Laufrunde

Beim Treffen meines Fantrupps hielt ich auch erstmals kurz an und sagte, dass sie sich keine Gedanken machen sollen, wenn es etwas länger dauert, ich würde jetzt das Tempo etwas herausnehmen. Und so tat ich es auch: den Schnitt ziemlich genau auf 6min/km gedrosselt und an den Verpflegungsstationen kurze Gehpausen eingelegt. Außerdem habe ich die Schwämme die eigentlich zur Kühlung gedacht sind, in die Hand genommen, jeweils einen in jede Hand und mich darauf konzentriert, sie vor und zurück zu bewegen. Dadurch war ich etwas abgelenkt und der positive Nebeneffekt dabei ist, dass die Beine automatisch im Takt mitmachen und man läuft und läuft…

Auf der dritten Runde wurde ich dann von Applejack und seinem Bruder Marcus eingeholt. Die beiden waren auf ihrer letzten Runde und wollten gemeinsam ins Ziel einlaufen, doch Applejacks Bruder bekam einen Krampf in beiden Beinen und konnte erst einmal nicht mehr weiterlaufen. Dieses Ereignis, bei dem ich live dabei war, hat mich sehr berunuhigt. Dass Marcus nur 7 Minuten nach Applejack im Ziel war, habe ich natürlich nicht mitbekommen und so quälten mich die Fragen: wie geht es ihm, kann er weiter machen und kann mir das auch auf meiner letzten Runde passieren kurz vor dem Ziel?

Vierte Laufrunde

Seit dem Moment kam in mir immer mehr die Angst hoch, dass noch irgendetwas passieren könnte, irgendein Ereignis, dass mein Finish in weite Ferne rücken könnte. Ich machte von nun an an jeder Verpflegungsstation Gehpausen von Stationsanfang bis Stationsende und dann ging es im 6min-Tempo wieder bis zur nächsten Station weiter. Die letzte Brücke habe ich dann auch nur noch gehend genommen, nicht weil ich nicht mehr konnte, sondern, wie schon geschrieben, Angst hatte, dass noch was passieren könnte.

Dann war es soweit, ich durfte zum Zielkanal abbiegen.

Wettkampfbericht

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