„Mini-Tornados“ gibt es nicht!

Nachdem ich mehr oder weniger zufällig über Facebook mitbekommen habe, dass die Wetterauer Zeitung den F1-Tornado zwischen Melbach und Gettenau als „Mini-Tornado“ bezeichnet hat, sah ich mich gemüßigt folgenden Leserbrief bezüglich der Verwendung dieses Unworts zu schreiben:

Leserbrief

zu „Mister Alaska und der Mini-Tornado“, WZ vom 16.August 2014

Erst jetzt bin ich auf den Zeitungsartikel vom August aufmerksam gemacht worden. Hierzu möchte ich anmerken, dass es den Begriff „Mini-Tornado“ – auch wenn dieser in der Presse gerne verwendet wird – falsch ist. Es gibt keinen „Mini-Tornado“, sondern eben nur einen Tornado. Falls hier suggeriert werden soll, dass es sich um einen „kleinen“, schwachen Tornado gehandelt hat und dass Tornados in Deutschland nicht so stark werden können, wie in den USA, so ist auch dies falsch. Der hier als „Mini-Tornado“ bezeichnete Tornado hatte immerhin eine Stärke von T3/F1 (entspricht 151-183km/h), also Windgeschwindigkeiten jenseits der Orkanstärke. Dies ließ sich anhand von den Schäden abschätzen, die zwischen dem Bahnübergang an der Hohen Straße bei Melbach und dem Naturschutzgebiet Pfaffensee/Teufelsee kurz vor Gettenau auftraten. Hier hat der Tornado auf einer Strecke von über 3km immer wieder Bodenkontakt gehabt und eine bis zu 50m breite Schneise hinterlassen. Es war einfach nur pures Glück, dass sich dieser wenige Hundert Meter vor Gettenau aufgelöst hat. Wäre er durch Gettenau gezogen, wären einige Häuser komplett abgedeckt, große Bäume abgeknickt und schlimmstenfalls auch Personen durch herumfliegende Trümmer verletzt worden.

Der Tornado ist übrigens aus dem gleichen Zellkomplex entstanden wie auch kurz zuvor der F2-Tornado in Bad Schwalbach, der stärkste in diesem Jahr in Deutschland. Die immensen Schäden, die dieser hinterlassen hat, dürften wohl bekannt sein. Außerdem gab es zeitgleich zum „Mini-Tornado“ noch einen weiteren Verdachtsfall im Bereich Bad Nauheim.

Im Wetteraukreis gab es in diesem Jahr mindestens drei bestätigte Tornados und mindestens fünf Verdachtsfälle, in denen eine Trichterwolke fotografiert/gefilmt wurde, der Bodenkontakt aber noch nicht nachgewiesen werden konnte. Wenn also zukünftig wieder mal ein Tornado in der Wetterau auftaucht – wovon auszugehen ist -, dann bitte nicht mehr das Wort „Mini“ vor dem Tornado verwenden und für Zitate am besten die Tornado-Fachleute vom DWD ansprechen. Die geben bei den Themen gerne Auskunft und außerdem fachlich korrekt.

Daniel Rüd, Wölfersheim