Gestern war ich am Start der zweiten Ausgabe des Schlosstriathlons in Butzbach, also genau da, wo ich vor exakt einem Jahr meine Triathlon-Premiere feierte. Nachdem ich ja vor zweieinhalb Wochen in Amberg aufgeben musste, wollte ich natürlich hier unbedingt finishen, auch wenn die Vorzeichen nicht sonderlich gut standen, denn noch am Donnerstagabend konnte ich kaum gehen, so hat mir nach meinem letzten Lauf die rechte Wade wehgetan. Glücklicherweise hat aber ein bisschen schonen und eincremen zumindest eine solche Linderung bewirkt, dass ich zumindest an den Start gehen konnte. Zusätzlich habe ich mir noch von Kollege Applejack ein paar Kompressionsstrümpfe besorgt.
Klar war also vor dem Start schon, dass ich die Zeit vom letzten Jahr nicht verbessern kann, denn erstens war ich nicht hundertprozentig in Ordnung und zweitens war die Laufstrecke im letzten Jahr einige (Kilo)meter zu kurz und da es eine neue, noch profiliertere Laufstrecke gab, war es recht wahrscheinlich, dass die Länge dieses Mal auch entsprechend stimmen würde. Dementsprechend wollte ich mich voll verausgaben, sondern ein bisschen Spaß haben und locker durchkommen…
… doch daraus wurde nichts!
Schwimmen
Da die Gruppen so eingeteilt waren, dass alle Starter in einem Zeitfenster von 18 bis 20 Minuten aus dem Wasser kommen sollten, war mir schon klar, dass es erst einmal ziemlich eng zugehen sollte. Vorher wurde sich noch kurz abgesprochen, einer übernahm dabei die Führung und meine: „ich schwimme 20min, die schnelleren vor mich, die langsameren hinter mich!“. Es waren alle einverstanden, nur irgendwie stellten sich die meisten hinten an; da ich 19min als Ziel hatte, ging ich nach vorne und schwamm nach dem Startschuss als Dritter los. Aber trotz ordentlichem Anfang, die anderen waren irgendwie schneller; die ersten 50m ging das ja noch, die zweiten 50m wurden dann enger mit der Luft und so ließ ich erst einmal bei der Wende zwei an mir vorbei. Danach wurde ich noch von einem Brustschwimmer überholt, der wirklich ordentlich schnell unterwegs war. So konnte ich dann gemütlich und locker meine Bahnen schwimmen und nach 9:16min hatte ich die ersten 500m hinter mir. Kurz danach lief ich dann auf einen anderen auf, der vorher etwas weggezogen war und dann etwas nachgelassen hatte, ich beschloss hinter ihm zu bleiben und so schwomm ich dann den Rest relativ entspannt hinterher. Nach 19:02min überquerte ich dann die Zeitnahme, also 16 Sekunden langsamer als im letzten Jahr, aber dafür kam ich aber auch viel entspannter aus dem Wasser. Übrigens bin ich mir jetzt 100%ig sicher, dass ich in Amberg sogar 1.700m unterwegs war.
T1 – Wechselzone
Hier hatte ich dann erst einmal Probleme die etwas zu kleinen Kompressionssocken anzubekommen, denn ich hatte dummerweise mein Handtuch in meiner Tasche und die stand in T2 herum. Somit konnte ich meine Füße nicht abtrocknen und die Socken klebten regelrecht fest. Knapp 4 Minuten habe ich gebraucht, bis ich dann auf dem Rad saß.
Rad fahren
Da direkt nach dem Ausgang der Wechselzone ein ca. 20m langer Schotterweg war, beschloss ich darüber hinaus zu laufen und erst danach auf das Rad zu steigen. Dabei habe ich sogar einen überholt, der erst aufgestiegen war, sich aber dann entschloss, doch auch über den Schotter zu laufen.
Die Radstrecke kannte ich ja noch vom letzten Jahr und vor einer Woche bin ich sie auch nochmal abgefahren, um zu gucken, wo ich mit welchen Gängen fahren kann und wo ich besser herunter schalte. Aber irgendwie hätte ich mir das schenken können, denn es fehlte am Sonntag einfach die Kraft, um da an der ein oder anderen Stelle den schwereren Gang drinzulassen und so schaltete ich immer recht früh in den leichteren und ging auch selten aus dem Sattel; normalerweise fahre ich anders. Trotz der anstrengenden Strecke, hier hatte ich noch jede Menge Spaß, denn ich wusste ja, wo ich hoch fahre, muss ich ja auch irgendwann wieder runterkommen. Und da macht es mir am meisten Spaß, hier kann ich eindeutig meinen Gewichtsvorteil ausspielen und die, die mich bergauf noch überholt haben, einsammeln. 10kg mehr tragen sich eben schwerer den Berg herauf, dafür rollen sie aber schneller wieder runter. 😉
Nach ca. 86min reine Fahrzeit (~28km/h) hatte ich dann die 40km hinter mir und kam in der Wechselzone 2 an.
T2 – Wechselzone
Hier musste man leider erst einmal eine nicht gerade kurze Schleife laufen, was wahrscheinlich deshalb gemacht wurde, dass jeder einen gleich langen Weg hat und somit keiner einen Vorteil, wenn sein Rad gleich neben Ein- und Ausgang steht. Dummerweise waren in meiner Reihe schon alle Plätze belegt, so dass ich mir erst einmal einen Parkplatz für mein Rad suchen musste; der war aber schnell gefunden, im Gegensatz zu meiner Laufkappe, die ich Depp noch in meiner Tasche versteckt hatte. Also Mütze rausgesucht, angezogen und Radschuhe gegen Laufschuhe getauscht. Dann konnte es weitergehen und nach 1:32:24h (T1 + Bike + T2) ging es dann auf die 10km lange Laufstrecke. Damit wieder etwas langsamer als letztes Jahr…
Laufen
Bis hierher hatte ich noch Spaß, doch der sollte genau jetzt vorbei sein. Ich wusste vom Profil her, dass die Strecke härter als die vom letzten Jahr sein würde, aber mit sowas hab ich beim besten Willen nicht gerechnet. Da waren vielleicht mal ein paar hundert Meter eben, der Rest war ein ständiges hoch und runter mit dem Höhepunkt zwischen Kilometer 6 und 7. Bis hierhin bin ich im Schnitt knapp unter 6min/km gelaufen, schneller wäre mit der Wade ohnehin nicht gegangen, doch hier musste ich kapitulieren: ein ewig langes geradeausstück, was immer steiler wurde und zum Schluss dann laut Veranstalter ca. 19% Steigung haben sollte. Doch danach von Erholung keine Spur, es ging immer weiter bergauf…
Für den einen Kilometer zwischen 6 und 7 habe ich stolze 8:56min benötigt! Und das krasse daran ist: ich wurde von lediglich drei Leuten überholt; die anderen sind auch alle gegangen oder waren auch im Laufschritt nicht schneller als ich beim wandern. Und so ging ich und ging ich… Spaß hat das keinen gemacht, außerdem hatte ich schon vor diesem langen Aufstieg richtig viel Durst, zu trinken gab es aber leider erst danach. Also erst einmal Pause gemacht und die zu einem Drittel gefüllten Becher zusammengeschüttet und dann weiter gegangen. Erst als es wieder bergab ging fing ich an wieder zu laufen, bei jedem noch so kleinen Anstieg wieder gegangen… wie gesagt, das war absolut nix für mich und hat mir auch keinen Spaß gemacht.
Nach 2 Stunden 55 Minuten und 33 Sekunden war es dann zum Glück auch vorbei und eine Entscheidung war da auch getroffen: das muss ich mir nicht nochmal geben. Da fahr ich sonntags lieber mit dem Rad an den See, geh eine Runde schwimmen, fahr wieder heim und geh abends noch ein Ründchen laufen.
Ein paar Gedanken dazu…
Mir ist nicht bewusst, was der Veranstalter mit so etwas erreichen will. Sicherlich gibt es einige Athleten, die auf solche Streckenprofile stehen und sowas geil finden, aber das dürfte wohl eher einer Minderheit unter den Triathleten sein; für die breite Masse ist eine solche Veranstaltung nichts.
Bei First Wave handelt es sich nun einmal um einen kommerziellen Anbieter, der damit auch sein Geld verdienen will und ich bezweifle, dass sich mit den jetzigen Strecken in Zukunft Geld verdienen lässt, es sei denn, man schafft es, in den nächsten Jahren die Höhenmeter-Fans aus ganz Deutschland anzuziehen, aber sowas dürfte einige Zeit dauern und da stellt sich die Frage, ob man so lange durchhält.
Ich kenne einige, die im letzten Jahr schon gesagt haben, sie machen nicht mehr mit und sich auch nicht mehr angemeldet haben. Von denen, die keine Probleme hatten, nochmal an den Start zu gehen, sagen die meisten jetzt aber auch: nie wieder Butzbach!
Bei WKW im Forum wurde die Radstrecke für eine Mitteldistanz als zu monoton beschrieben, worauf einer der Veranstalter entgegnete: eine 80km lange Radrunde wäre für die Zuschauer nicht sonderlich attraktiv. Ich meine: eine 10km lange Laufstrecke kreuz und quer durch einen Wald ist für die Zuschauer genauso wenig attraktiv. Außer den Streckenposten und Helfern habe ich im Wald noch nicht mal eine Hand voll Leute gesehen (die 100m nach Start bzw. vor dem Ziel zähle ich jetzt mal nicht mit).
Da wären mehrere Runden ums Schloss in Butzbach sicherlich für Zuschauer und Athleten interessanter und man wüsste auch, woher die Veranstaltung ihren Namen hat. 😉
Ach, und noch etwas…
Ich möchte nochmal all diejenigen grüßen, die mich vor, während und nach dem Wettkampf erkannt und angesprochen haben, das waren nämlich fast ein Dutzend Leute. Ich wusste gar nicht, dass so viele hier mitlesen. Und sorry, wenn ich in der ein oder anderen Situation nicht so gesprächig war… manchmal bin ich halt ein wenig abwesend… 🙂
Fotos vom Schlosstriathlon
Hier noch ein paar Bilder, die Katharina von mir gemacht hat. Sind echt ein paar tolle Bilder dabei… aber bitte keine blöden Bemerkungen bzgl. Bauchumfang oder Mutmaßungen über meine Oberweite! Das sieht alles nur schlimmer aus als es ist… das ist nur der Einteiler, der das so unvorteilhaft aussehen lässt… 😉
Daniel, Du hast ja so Recht. Das geb ich mir auch nicht mehr. Powerwalking mit 175 Puls brauch niemand. Mit der Radstrecke finde ich mich ja noch ab, das hat ja auch Spass gemacht.
Diese Lauferei ohne Rhytmus mit so bescheuerten Steigungen brauch niemand. Alle haben sie geflucht! Im Zieleinlauf nix mehr zu trinken da – wo gibts das denn. 3 Tuc-Kekse trocken, das muss man erstmal schaffen…
Nie mehr Butzbach
Gruß
René
Das mit dem Zu-wenig-zu-trinken habe ich nur am Rande mitbekommen. Bei mir war es noch nicht ganz so schlimm, da ich ja wegen der früheren Startgruppe vor dir im Ziel war; aber im Vergleich zum letzten Jahr war das Angebot im Zielbereich mehr als schwach, da stimme ich dir zu und bei allem Verständnis dafür, dass hier Geld verdient werden soll, bei den Getränken und der Verpflegung darf man einfach nicht sparen; hier kann es auf die Gesundheit der Athleten gehen und wer hier spart, spart am falschen Ende.
Zudem halte ich das auch vom Veranstalter aus mehr als riskant, denn trotz allem Haftungsausschluss, wenn er viel zu wenig Getränke besorgt, dürfte das doch wohl als fahrlässig ausgelegt werden können; mit all den Folgen, die sowas haben kann, wenn einem Athleten deshalb was passiert.
Hey Daniel,
ich war einer derer, die Dich auf der Laufstrecke grüßten mit „Ironseo“ und „geile Geschichte“ (also deine Geschichte hier mit IM FFM)( war der in weiß blauem t shirt, schwarze kappe und Radbrille). Habe deinen Blog mehr oder weniger still aber kontinuirlich seit dem Anfang im Juli 07 verfolgt. Damals lebte ich noch an der Schweizer Grenze, jetzt in FFM. Das ich in Butzbach war und ich dich mal „live“ sehen konnte und zudem an meinem ersten Triathlon bzw. Ausdauerwettkampf überhaupt teilgenommen habe, daran bist du und deine inspirierende Geschichte nicht ganz unschuldig dran. Ich fands alles total geil, ehrlich gesagt, ich kenn keinen Vergleich, habe aber nun noch mehr Angst vor Wiesbaden im August ehrlich gesagt :-))). War aber auch am Sonntag und leider nun immer noch so halbkrank…mit erhöhtem Ruhepuls und saft und kraftlosem Gefühl. In Wiesbaden die 4fache Strecke mit nicht weniger Höhenmetern auf der Radstrecke…das macht schon ein mulmiges Gefühl…trotzdem freue ich mich, hoffe das mein Schwächegefühl mich wieder verlässt und das Herz im Bett wieder nicht mehr wie 50 – 52 mal die minute kräftig schlägt, damit ich weiter trainieren kann. Ich hätte irgendwie schon Lust, in Butzbach wieder mitzumachen, weil ich halt alles so toll und so unglaublich aufregend fand, und eben (noch) nicht weiß, ob sich ein anderer Triathlon weniger anstrengend anfühlt! Außerdem mein erster Triathlon, das muss wiederholt werden, am Ursprungsort meiner sportlichen „Karriere“. Liebe Grüße aus FFM, Christoph
Es ist schade, wenn ein bisher so schöner Triathlon am Ende durch die Laufstrecke versaut wird.
Trotzdem Gratulation zum erfolgreichen Finish! Für das nächste Jahr findest du eine schönere Veranstaltung.
Hey das sind ja mal echt coole Bilder. Da werden Erinnerung wach, wohne jetzt leider wo anders.