Nachdem ich gestern bereits ein paar Zeilen zum Schwimmen geschrieben habe, folgt nun der Bike-Split.
Wechselzone 1
Relativ entspannt, wenn auch mit einiger Verspätung ging es den steilen Anstieg durch den Sand von dem See in die Wechselzone. Dort musste ich als erstes an einem Dixi-Klo halten und mich ein wenig erleichtern. Andere machen das ja bereits während dem Schwimmen, ich hingegen war anständig und hab den dafür vorgesehenen Bereich genutzt. Das hat mich natürlich eine Minute gekostet und dann ging es weiter zu meinem Rad, wo ich dann erst einmal versuchte, den Sand von meinen Füßen abzubekommen. Doch das gelang mir nicht wirklich und so zog ich meine Kompressionssocken halt über meine sandigen Füße… Startnummer an, Brille auf, Helm auf, Rad geschnappt und Richtung Ausgang.
Die Wechselzeit betrug 7:09min, mit 7min hatte ich auch kalkuliert… nun ging es auf das Rad; im ursprünglich mal angedachten Plan für 10.30h standen 5:20h, damals war die Strecke auch noch 180km lang. Durch die Umleitung und die daraus resultieren 5km Umweg würde es etwas länger dauern, das war mich schon klar.
Vom Waldsee nach Frankfurt
Bevor man auf die zwei Rad-Runden geht, hat man erst noch eine rund 13km lange Fahrt vom Waldsee in Langen nach Frankfurt vor sich. Diese Strecke ist echt ein Traum: eine zweispurige Bundesstraße, flach und super Asphalt; hier rollt es fast von alleine. Da das absolut meine Abschnitte sind, habe ich gleich auch richtig Gas gegeben und bin mit einem Schnitt knapp unter 40km/h nach Frankfurt gerast.
1.Radrunde
Es machte richtig Spaß: ich flog an denen vorbei, die schneller geschwommen sind und wurde von keinem anderen überholt, zumindest bis zum ersten Anstieg in Bergen-Enkheim. Hier habe ich das erste Mal etwas langsamer gemacht; ich hab’s halt nicht so mit Höhenmetern. Nach der ersten Verpflegungsstation gibt’s wieder ein Abschnitt für mich: Vollgas nach Maintal-Hochstadt zur nächsten Attraktion, das Kopfsteinpflaster in der Innenstadt. Bei meinen Trainingsfahrten habe ich den Abschnitt immer gemieden, im Wettkampf fiel mir dann wieder ein, warum. Ich wurde richtig durchgeschüttelt und auch meinem Finger, der ja beim Schwimmen einen Tritt abbekommen hat, gefiel das weniger, also bin ich mehr oder wenig einhändig durchgefahren und war froh als der halbe Kilometer herum war.
Als ich dann auf der Straße nach Wachenbuchen wieder Tempo machen wollte, meldete sich das erste Mal mein Knie. Das hatte ja im Training schon das ein oder andere Mal gemeckert, war aber zum Schluss wieder – zumindest dachte ich das – in Ordnung. Heute meckerte es also schon bei Kilometer 30. „Na super“, dachte ich mir, „das fängt ja früh an“. Aber es tat nicht so weh, dass ich nicht weiter meinen Speed fahren konnte. Und so spulte ich Kilometer für Kilometer ab.
In Friedberg jubelten mir dann das erste mal meine „Fans“ zu, also die Family und etliche Freunde. Anders als letztes Mal machte ich allerdings nicht langsam, sondern sauste vorbei, ich wollte ja schnell sein. Auf der Umleitung in Bad Vilbel wurden die Schmerzen im Knie etwas stärker und ich ahnte schon, dass ich wohl nicht bis zum Ende voll durchfahren könne. Am Heartbreak Hill klagte ich dann meiner Frau, Applejack und seiner Freundin im Vorbeifahren mein Leid, dann war der Berg auch schon fast wieder vorbei und es ging weiter nach Frankfurt rein.
Die ersten 100km der Ironman-Strecke bin ich in einem Schnitt von 35,6km/h gefahren. Der Puls war dabei im grünen Bereich, also so hoch, wie bei meiner letzten Teilnahme. Allerdings war ich damals deutlich langsamer unterwegs.
2.Radrunde
Am Anstieg im Bergen-Enkheim machte sich dann mein Knie wieder mehr bemerkbar und nach der zweiten Kopfsteinplaster-Passage war es dann ganz vorbei. Ich hatte richtig Schmerzen; allerdings zu meinem Glück nicht generell beim Kurbeln, sondern nur bei bestimmten Bedingungen: niedrige Trittfrequenzen gingen, hohe hingegen nicht, auch durfte ich nicht übermäßig Druck auf die Pedale geben und auch beim aus-dem-Sattel-gehen musste ich aufpassen, dass ich nicht zu viel Druck mache. Dann ließ es sich wenigstens aushalten, allerdings drückte das natürlich meinen Schnitt nach unten, ich konnte nicht mehr so schnell, wie ich gerne wollte, kam aber wenigstens noch einigermaßen vorwärts; mit einem Puls der eher dem einer lockeren Trainingsfahrt entsprach, als einem Wettkampfpuls.
Ein weiteres Problem kam hinzu: gegen Mitte der zweiten Radrunde merkte ich dann, wie mein „Tank“ immer leerer wurde. Das lag daran, dass ich auf dem Rad so gut wie keine Kohlenhydrate nachgefüllt habe. Auf dem ersten Abschnitt nach Frankfurt hinein hat noch alles wunderbar geklappt, nach dem ersten Schluck vom Iso-Drink hatte mein Magen allerdings etwas gegen weitere Energiezufuhr; mir wurde übel. Hier habe ich einen entscheidenden Fehler gemacht: statt einfach weiter meine Riegel zu essen und mein Gel zu lutschen, habe ich die Energieaufnahme komplett eingestellt bzw. nur dann wieder was nachgefüllt, wenn ich den Eindruck hatte, mein Magen hat wieder Lust darauf. Dass sich das spätestens auf der Marathonstrecke rächen wird, war mir zwar klar, aber irgendwie dachte ich mir nur: „dann ist das eben so, rette dir wenigstens die gute Radzeit und fahr jetzt weiter“. Das war natürlich fatal, im Nachhinein betrachtet, hätte ich mir die Riegel reinschieben müssen und selbst, wenn ich mich dann übergeben hätte, könnte ich mir jetzt wenigstens nicht vorwerfen, dass ich nicht alles versucht habe. Nur so, wie ich es gemacht habe, konnte das ja nichts mehr werden mit dem Marathon…
Nachdem ich den Heartbreak Hill das zweite Mal passiert hatte, ließ ich es nach Frankfurt rein nur noch rollen und trat kaum noch in die Pedale. Der Akku war fast leer und ich hatte absolut keine Lust mehr noch einen Marathon zu laufen. Eigentlich wollte ich da auch schon aufgeben. An ein Zeitziel habe ich da gar nicht mehr gedacht, dabei hätte für eine Sub11 doch ein 3:54er Marathon gereicht, aber ich war einfach leer.
Warum ich dennoch weiter gemacht habe, gibt’s dann im nächsten Abschnitt… 😉
Trotz der Probleme auf der zweiten Runde habe ich die 85km noch mit einem Schnitt von 31,8km/h absolvieren können. Insgesamt habe ich 5:27.40 gebraucht und damit bin ich – bedenkt man die 5km Umweg – ziemlich genau in meinem Zeitplan gewesen.
Erkenntnisse
Wenigstens beim Rad fahren gibt es ein paar positive Erkenntnisse:
- Ich war deutlich schneller unterwegs als letztes Mal.
- Hätte mein Knie gehalten und ich mich richtig verpflegt, dann wäre -da bin ich mir sicher- einen Schnitt um die 35km/h herausgekommen.
- Merksatz für’s nächste Mal: Du musst dich verpflegen, egal ob dein Körper das in dem Moment will oder nicht.
Der Laufbericht folgt dann in Kürze. 😉
Wieviel % der Steigerung zum letzten Mal schiebst du eigentlich auf das bessere Material beim Radfahren?
Und tröste dich:
Ich hab es geschafft noch mehr zu gehen und noch länger zu brauchen.
Immerhin war ich beim Schwimmen schneller obwohl ich auch einige Bögen geschwommen bin 🙂
Unglaublich, dass Du durchgekommen bist, wenn Du so wenig Kohlenhydrate reinbekommen hast.
Hast Du wirklich praktisch nur Wasser getrunken?
@Bartman: 70%
@Abdibile: die Radverpflegung sah so aus: 3x Gel (~80g), 1 1/2 Riegel (~60g) und 1 1/2 Flaschen Iso-Zeugs (~50g), Rest: Wasser und Salz. Macht also rund 190g Kohlenhydrate, das zweieinhalbfache wäre wohl angebrachter gewesen. Beim Laufen war es ein einziges Gel und ein paar Bananen, allerdings ging da wieder etwas Iso-Getränk…
Unglaublich! Ich hätte nie gedacht, dass man mit so einer Verpflegung Überhaupt finishen koennte. Dass du dann noch so eine Zeit hinlegst ist echt der absolute Hammer!
Glückwunsch zum Geburtstag, alter Mann!
=)