Nachdem ich ja schon geschrieben habe, warum ich meiner Meinung nach nicht so abgeschnitten habe, wie ich gerne wollte, hier nun die einzelnen Berichte von meinem Wettkampf.
Neoprenverbot
Wer mich kennt, der weiß, dass ich kein guter Schwimmer bin und deshalb, wenn denn eine halbwegs vernünftige Schwimmzeit herauskommen soll, auf den Neoprenanzug angewiesen bin. Denn der sorgt dafür, dass das, was sich ab meinem Bauch abwärts befindet, nicht schräg im Wasser hängt, sondern durch den Auftrieb schön an der Wasseroberfläche bleibt. Damit spar ich nicht nur unglaublich viel Kraft, dadurch komme ich sogar anständig vorwärts. Dumm ist nur, dass Neoprenanzüge ab einer Wassertemperatur von 24,5 Grad bei einem Ironman verboten sind und der Langener Waldsee am Wettkampftag knapp 26 Grad hatte. Das Tragen von Neoprenanzüge war also verboten; meine angepeilte Schwimmzeit von 1:10h konnte ich also gleich knicken.
Vor zwei Jahren lag die Neo-Verbots-Grenze noch ein Grad niedriger und auch damals wurde erst kurz vor dem Wettkampf entschieden, ob Neopren erlaubt ist oder nicht. Damals habe ich vorher sogar noch gesagt: „Mir doch egal, ich schaffe die Strecke auch ohne Neo“. Da wusste ich aber noch nicht, was auf den ersten Metern nach dem Start so abgeht. Dieses Mal war ich mir nicht so sicher. Ich wollte mich keinesfalls mit anderen um jeden Zentimeter des Waldsees prügeln; außerdem hatte ich mir ja zwei Wochen vorher meinen Finger verstaucht, was noch nicht ganz ausgeheilt war und da wollte ich keinen Tritt dagegen bekommen. Also entschloss ich mich, mir ein Plätzchen zu suchen, wo nur wenige andere Athleten waren. Das habe ich auch ziemlich weit rechts, rund 30m hinter der Startlinie gefunden.
1.Runde
Dann fiel der Startschuss, es ging also los. Meine Taktik war erst einmal locker losschwimmen, denn so eine lange Strecke ohne jegliche Hilfsmittel bin ich schon mehr als zwei Jahre nicht mehr geschwommen, von daher wollte ich keinesfalls riskieren, dass mir die Puste ausgeht. Und tatsächlich sollte es sich lohnen, dass ich mir ein freies Plätzchen gesucht hatte, denn die ersten 100 bis 200m konnte ich befreit schwimmen. Was mich aber völlig überraschte, war das Geschaukel. Ich kam mir vor als würde ich im Meer schwimmen, so ein Wellengang herrschte. Das hab ich so noch nie wahrgenommen; ich weiß also nicht, ob einem das im Neoprenanzug weniger auffällt oder ob das immer so ist, wenn man ein Teil der Konkurrenz vorne weg schwimmen lässt. Jedenfalls ging mir das Geschaukel erstens nach kurzer Zeit auf die Nerven und zweitens konnte ich auch darin nicht so frei wie sonst nach vorne schauen, um mich zu orientieren. Es war mehr oder weniger ein Blindflug. Kein Vordermann, kein Nebenmann, und keine freie Sicht nach vorne. Das sollte sich allerdings schnell ändern. Denn plötzlich tauchten Beine vor mir und neben mir auf. Das breit gestartete Feld zog sich nun zusammen, es wurde eng und es gab kurzzeitig kein Vorwärtskommen; quasi Stop-and-Go. Ein wenig auf der Stelle schwimmen, dann wieder weiter, dann wieder auf der Stelle, dann wieder weiter…
Dabei hat es mich dann erwischt, mir hat jemand gegen meine linke Hand getreten und natürlich auch genau den verstauchen Finger erwischt, der dann gleich wehtat. Um jeglichen weiteren Rangeleien aus dem Weg zu gehen, habe ich einen Fluchtweg gesucht und bin den direkten Weg nach außen geschwommen. Hat mich unzählige Extrameter gekostet, dafür hatte ich aber zumindest auf der rechten Seite niemanden mehr neben mir, und auch nach links ließ ich so viel Abstand, dass mich keiner mehr berühren konnte.
Tja… und genau auf der Außenbahn bin ich dann bis zum Ende der ersten Runde auch geblieben. Von der Ideallinie war ich also weit weg und dank der vielen überflüssigen Meter war ich auch schon sehr spät dran: rund 50min dauerte es nämlich, bis ich wieder mal kurz Boden unter den Füßen spürte.
2.Runde
Auch auf der zweiten Runde habe ich es wie in der ersten Runde gehalten: der Finger hat sich zwar inzwischen beruhigt habe, dennoch bin ich weiterhin schön am Rand geschwommen, dieses Mal am linken Rand, da es ausschließlich rechts um die Bojen herum ging. Auch hier wieder etliche zusätzliche Meter und einige Zurufe von den Begleitbooten, deren Besatzung wohl meinte, ich hätte mich etwas verirrt. Dem war zwar nicht so, aber trotzdem nett von denen.
Zwischendurch hatte ich dann noch einen Krampf im rechten Fuß, der ein, zwei Minuten anhielt, aber da ich meine Beine ohnehin nicht gebrauche beim Schwimmen, hat das nicht sonderlich gestört.
Jedenfalls kam ich relativ entspannt nach 1:28h aus dem Wasser. Laut meiner GPS-Uhr, die seit dem neuesten Firmware-Update auch im Wasser einigermaßen funktioniert, bin ich 4,3km geschwommen. Das halte ich für ein bisschen zu viel, aber so 200m bis 300m mehr als nötig dürften es schon gewesen sein. Also etliche Minuten habe ich alleine dadurch verschenkt. Und im Gegensatz zum Wettkampf vor zwei Jahren war ich dieses Mal auch bei weitem nicht am Anschlag, sondern eher im lockeren Wohlfühltempo unterwegs gewesen.
Ein Wettkampf in dem man auf Bestzeitjagd ist, geht man wohl anders an.
Ein paar weitere Erkenntnisse
Ein paar Sachen kann man aber dennoch lernen:
- Schwimmen ohne Neoprenanzug ist doch etwas ganz anderes
- Es ist möglich, jeglichen Kämpfen aus dem Weg zu gehen, allerdings muss man dafür ein paar hundert Meter mehr schwimmen und nimmt somit eine schlechte Zeit in Kauf.
- Das nächste Mal wieder nach vorne stellen; lieber selbst ein Hindernis sein, als unzählige Hindernisse vor sich zu haben.
- Es muss ja nicht übertrieben Vollgas sein, aber im lockeren Tempo muss man auch nicht gerade im Wettkampf schwimmen.
Die anderen Berichte werden folgen… 😉
… und gleichzeitig wird klar, warum so viele Top-Schwimmer immer darüber meckern, dass Neopren erlaubt ist. 😉
Ansonsten gilt der Alte Spruch: man kann einen Ironman nicht im Wasser gewinnen. Aber man kann ihn im Wasser verlieren…
Hallo!
Bin zufällig auf Deine Seite gestoßen. Finde ich echt gut was du gemacht hast und habe großen Respekt davor. Ich habe da 2 Fragen an dich:
1. Hattest Du einen persönlichen Trainer dafür?
2. Bin für Frankfurt 2013 angemeldet und ich beschäftige mich schon die ganze Zeit damit wie man morgens am besten zu dem Langener Waldsee kommt, ich möchte nicht mit dem Transfer fahren. Kann man auch mit dem Taxi vom Hotel aus gut dorthin kommen?