Mittlerweile ist es ja schon zweite Tag danach, der zweite Tag nach meinem erfolgreichen Ironman-Finish, denn der gestrige verging irgendwie wie im Flug. Die elf Stunden und sechsunddreißig Minuten, die ich unterwegs war und auch die Zeit direkt davor und danach, waren für mich mit so vielen neuen Erlebnissen verbunden, so dass ich -glaube ich- auch mehrere Stunden ununterbrochen darüber erzählen und auch schreiben könnte. Ich will aber versuchen, dass ganze auf die -zumindest für mich- wichtigsten Punkte zu beschränken und fange – um die Spannung für den eigentlichen Wettkampfbericht noch etwas aufrecht zu erhalten – mal bei dem Tag vor dem großen Tag an.
Viele Termine, viel Stress
Der Samstag vor dem Wettkampf war wirklich stressig, da noch einige Termine auf meinem Plan standen. Zusammen mit meiner Freundin Katharina war ich dann am morgen erst einmal in Friedberg die gedruckten Fan-Shirts abholen, danach haben wir meinen Opa besucht. Der hatte nämlich am Samstag Geburtstag, liegt aber leider gerade im Krankenhaus und konnte somit das Rennen nicht live verfolgen, ließ sich aber via Handy auf dem Laufenden halten (Gute Besserung nochmal an dieser Stelle!). Im Anschluss daran sind wir dann zu meinen Eltern gefahren, haben die Trikots abgegeben und uns natürlich noch eine Zeit ganze Zeit unterhalten.
Die letzte große Mahlzeit
Dann war auch schon wieder nachmittag und ich hatte noch nicht einmal meine Beutel gepackt, doch bevor ich das anfing habe ich erst nochmal mein Mittagessen zu mir genommen: keine Pasta, sondern Pizza, aber fängt ja auch mit „P“ an, kann also gar nicht so schlecht sein. Da wird vielleicht jetzt der ein oder andere sagen, das sei nicht das optimale Essen für den Tag davor, aber ich hatte einfach Lust drauf und auch die letzten Wochen der Vorbereitung habe ich nach dem Motto gegessen: „gib deinem Körper was er haben will und wenn es halt irgendein Junkfood ist, dann mach es trotzdem, der wird sich schon was dabei denken.“
Wahrscheinlich war das auch der Grund warum ich nicht, wie beispielsweise Kumpel Applejack, in der harten Trainingsvorbereitung mehrere Kilogramm abgenommen habe, sondern mein Gewicht trotz mehreren Stunden Trainings pro Tag ziemlich exakt gehalten habe. In den Ironman gestartet bin ich mit 83,3kg, also mit genau dem Gewicht, was ich auch Anfang des Jahres hatte.
Packen der Beutel
Nach der Pizza kam dann der wichtigste Part des Tages, ich musste meine Beutel packen, zumindest den blauen und den roten. Ich wusste, wenn ich hierbei einen Fehler machen würde, könnte das im Wettkampf unangenehme Folgen haben. Also legte ich das Zeug so zusammen, dass ich schon sehen konnte, was noch fehlt; außerdem hatte ich ja meinen Blogpost als Notizzettel parat.
Da ich keinen Einteiler besitze und mich deshalb jedesmal komplett umziehen wollte, wurden es natürlich ein paar Teile mehr als bei den meisten anderen Athleten. Trotzdem habe ich auch hier nochmal lieber ein bisschen mehr dazu gepackt, wie beispielsweise frische Unterwäsche; getreu dem Motto: „Lieber ein bisschen zu viel als ein bisschen zu wenig.“ – Deshalb wurde auch jeder Beutel mit Ersatzkontaktlinsen ausgestattet und auch direkt ans Rad hatte ich noch Linsen dran gepackt. Damit ich immer freie Sicht haben würde…
Radabgabe in Langen
Nachdem ich unzählige Male kontrolliert habe, ob ich auch nichts essentielles vergessen habe, konnte es nach Langen gehen. Dort sollte ich das Rad zwischen 18 und 19 Uhr abgeben. Mittlerweile war es aber schon kurz nach 17 Uhr, so dass ich schon ein wenig zu rechnen anfing: „Eine Stunde hin,15 Minuten laufen vom Parkplatz zum Eingang, hoffentlich kein Stau auf der Autobahn, sonst wird es knapp.“
Doch die Sorgen waren unberechtigt, die Autobahn war frei und Katharina und ich schnell am Waldsee.
Das Rad wurde ausgepackt, den Helm und die Startnummer habe ich an das Rad gebunden und dann…
… ging es vorbei an den Rädern der Profis direkt zum Bike-Checkin, wo ich dann von den freundlichen Helfern an meinen Platz begleitet wurde. Dort hat sich dann auch Rainer zu erkennen gegeben. Der war Helfer in der T1 und hatte mein Blog schon seit Monaten verfolgt und auch hin und wieder kommentiert. Wobei ich die Situation, dass mich jemand mit „Hallo Daniel“ begrüßt und ich aber denjenigen im ersten Moment gar nicht kenne oder erkenne immer etwas komisch finde. Liegt daran, dass ich mir generell Namen und Personen nur sehr schwer merken kann und deshalb immer erst einmal der Gedanke aufkommt: „Mist, wer ist denn das nochmal? Woher kennst du ihn/sie nochmal? Man ist mir das jetzt peinlich, dass ich nicht darauf komme.“
Ich erzähle das, weil ich die Sitution auch am Wettkampftag noch einige Male hatte. Wenigstens war Rainer so nett und ersparte mir ein schlechtes Gewissen, indem er gleich hinzufügte, dass ich ihn nicht kennen würde, aber er mein Blog regelmäßig verfolgt. 🙂
Die letzte Nacht
Nachdem ich mein Rad verpackt und die Beutel abgegeben hatte ging es wieder zurück. Mittlerweile war es schon nach 20 Uhr und eigentlich wollte ich noch ein ausgiebiges Bad nehmen, doch vorher mussten Katharina und ich nochmal ihren Onkel briefen. Der kam nämlich extra für meine Ironman-Teilnahme hierher und hatte eine TV-Kamera mitgebracht, um ein paar professionelle Aufnahmen als Erinnerung an meinen längsten Tag des Jahres zu machen.
Bis da erst einmal geklärt wurde, wie man wohin kommt, wegen den Absperrungen und wohin man wie lange braucht, so dass das auch mit meinem groben Zeitplan übereinstimmte, war es schon nach 21 Uhr. Da wollte ich eigentlich schon im Bett liegen, doch es fehlte ja noch mein Bad. Das hab ich mir auch nicht nehmen lassen und so verkürzten sich die Stunden bis zum Start immer weiter.
Als ich dann irgendwann nach 22 Uhr im Bett lag konnte ich natürlich nicht gleich einschlafen. Da wurde nochmal überlegt und überlegt, ob man nicht noch was vergessen hat und es fiel einem auch noch das ein oder andere ein; wie zum Beispiel, dass ich vergessen hatte, mein Bike-Abholschein mit einzupacken. Da hätte ich evtl. mein Fahrrad nicht so ohne weiteres wiederbekommen. An was man nicht alles denken muss!
Das letzte Mal habe ich um 23:15 Uhr auf die Uhr geschaut…
… um 3:00 Uhr klingelte dann der Wecker.
Netter Bericht, wirklich gut erzählt.
Und ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, als ich dir so um drei die SMS geschrieben habe! 🙂
Nur 4 Stunden schlaf. Hat aber dafür ganz gut geklappt, oder?
War das auch deine geplante Zielzeit 11:36 oder hattest du mehr geplant?