Wie ich im Beitrag über den Tag vor dem Wettkampf schon geschrieben habe, klingelte mein Wecker um 3 Uhr morgens. Meine Freundin war da schon war, weil sie schon um 3:30 Uhr nach Frankfurt aufbrechen wollte, um das Auto etwas außerhalb zu parken und von dort aus zum Römer zu fahren. Von dort aus ging dann der Pressebus zum Langener Waldsee und der fuhr schon um 5:00 Uhr dort ab.
Ich habe mich von Applejack und seinen Eltern bis nach Langen mitnehmen lassen. Auf dem Weg dorthin regnete es kurz, aber dafür richtig heftig. Nicht gerade die besten Voraussetzungen für die zweite Diszplin, dem Rad fahren, aber bis dahin sollte ja noch einige Zeit vergehen. Ankunft war um 5:30 Uhr auf dem Parkplatz von Sehring. Von dort aus mussten wir noch einige hundert Meter zu Fuß gehen bis zum Eingang auf der anderen Seite.
Ankunft am Langener Waldsee
Wir kamen dann fast zeitgleich mit dem Pressebus an. Katharina, sowie der Redakteur und Kameramann von Pro7 kamen kurz nach uns und bevor ich mich in die Wechselzone verabschiedete beantwortete ich noch vor der Kamera ein paar Fragen. Auch wenn ich mehrfach gefragt wurde, was ich mir denn für eine Zeit vorgenommen hätte. Die von mir angepeilten 13 Stunden verriet ich nicht, offizielles Statement war „Finishen“.
In der Wechselzone bin ich dann erst einmal zu meinem Bike, wo ich auch Helfer Rainer wieder traf, der so nett war, nicht nur ein Foto von mir am Rad zu machen, sondern mir auch noch eine Wasserflasche besorgt hat. So musste ich nämlich nicht an meine Fahrradflaschen ran, nachdem ich aus dem Wasser kam.
Da es bis zum Startschuss noch ewig hin war, stellte ich mich ganz ohne Stress an die ewig lange Schlange von den Dixi-Häuschen an. Als ich mich erleichtert hatte und wieder am Rad war, lief allerdings schon die Nationalhymne. Der Start der Profis und Top-Altersklasseathleten stand unmittelbar bevor. Während ich mich in den Neoprenanzug quälte kam dann noch ein weiterer Helfer und Blogleser, dessen Name mir aber wieder entfallen ist (was wieder beweist, dass ich mir keine Namen merken kann). Auch hier wurde mir nochmal Mut zugesprochen: „Du packst das!“.
Großes Problem vor dem Start
Auf dem Weg zum Schwimmeinstieg traf ich Applejack und seinen Bruder, die schon mal ins Wasser gingen, während ich noch versuchte, den Neo zuzumachen.
Im Gegensatz zu vielen anderen, bin ich direkt ins Wasser rein und wollte sofort nach dem Start mit dem Schwimmen loslegen. Außerdem lässt sich der Neo im Wasser nochmal besser zurechtziehen und da meine Schwimmbrille immer schnell beschlägt, konnte ich mich auch um die entsprechend kümmern. So befand ich mich ziemlich genau auf der Ideallinie zur Wendemarke, drei bis vier Meter hinter der Startleine; genau da wo ich noch vor Monaten auf keinen Fall hin wollte. Doch ich war zuversichtlich, dass ich das überstehe… zumindest bis eine Minute vor dem Start.
Als mir da nämlich die Brille über den Kopf zog und meinen Kopf unter Wasser hielt, lief meine Brille voll. Mist, was ist da denn los. Wasser entleert, neu aufgezogen, wieder unter Wasser und wieder voll gelaufen. Also ganz abgesetzt und gesehen, dass mein Brillenglas nicht mehr richtig sitzt. Ein bisschen dran rumgezogen, schon hatte ich zwei Teile in der Hand, meine Brille und ein Glas… Schei… Was tun?! Ich dachte, dass kann doch nicht sein, was machst du jetzt blos? Ersatzbrille holen? Das kostet doch unnötig Zeit. Mein Wechselplatz ist ewig weit weg… also hab ich das Glas wieder eingesetzt, in der Hoffnung, es wird wieder dicht… und siehe da… ich habe es wieder richtig eingesetzt und es lief kein Wasser mehr ein. Während ich mich darüber freute, fiel auch schon der Startschuss.
Los ging es… der längste Tag des Jahres hatte begonnen…
Überlebenskampf pur
Ich setzte mich in Bewegung, erst ein paar Schritte gegangen und als die Jungs vor mir losschwommen, tat ich es ihnen gleich. Was dann allerdings folgte, das kann man kaum mit Worten beschreiben, so etwas muss man selbst erlebt haben. Auf den ersten Metern findet ein unglaublicher Kampf um jeden Zentimeter des Waldsees statt. Wenn man einen langsameren Schwimmer vor sich hat, dann versucht man neben ihm eine Lücke zu finden, die aber nur wenige Dezimeter beträgt, weil neben dran schon wieder der nächste Schwimmer unterwegs ist. So versucht man sich, in diese Lücke zu drängen. Das dumme dabei, das versuchen drei andere neben einem gleichzeitig.
Ich legte dabei eine extrem hohe Schlagzahl an den Tag, mein Puls war gefühlt am Anschlag und ich meinte, ich komme keinen Meter vorwärts. Das einzig gute war, dass ich dabei keinen richtigen Tritt und keinen richtigen Schlag abbekommen habe, auch keinen Tropfen Wasser habe ich dabei geschluckt. Kraft gekostet haben diese ersten Meter aber unverhältnismäßig viel.
(In dieser Gruppe war ich mitten drin, ich bin ca. 2m rechts neben der Boje vorbei. Wenn man bedenkt, dass an jedem Kopf noch rund 150cm Körper dranhängen, kann man vielleicht erahnen, was unter Wasser los ist.)
1.Runde – 40:12min
Als ich dann halbwegs einen Rhythmus gefunden hatte und auch ein bisschen mehr Platz war, kam schon die erste Kurve. Hier wieder das gleiche Spiel, aber das war zum Glück recht schnell vorbei. Jetzt kam das Wohlfühlstück. Zwischen der ersten und zweiten Kurve hatte ich genug Platz, einen guten Rhythmus und jemand, der genau mein Tempo schwamm und in dessen Schatten ich unterwegs sein konnte. Bei der zweiten Kurve dann wurde es wieder eng und irgenein Depp hat mich von hinten einfach nach unten gedrückt, das war meines Erachtens pure Absicht. Ich tauchte auf und musste erst einmal lautstark meinen Unmut kundtun. Aber derjenige bekam schon sein Fett weg. Anscheinend hatte er auch meinen Nebenmann aus dem Weg gerempelt und der sich mit einem rotverdächtigen Revanchefoul gerächt.
Danach ging es weiter und der Strand von Start- und Zielbereich kam wieder in Sicht. Auch hier lief es wunderbar, ziemlich genau auf der Ideallinie unterwegs war die erste Runde auch sehr schnell zu Ende. Ein Blick auf die Uhr verriet: exakt 40 Minuten. Wahnsinn, so schnell war ich noch nie unterwegs; unter 18 Minuten pro Kilometer, das habe ich noch nicht einmal beim Schlosstriathlon im Schwimmbad gepackt und da musste ich nur 1.000m ran.
2.Runde – 32:23min
Nach dem kurzen Landgang bekam ich allerdings einen Dämpfer. Von jetzt auf gleich fiel die Motivation auf den Nullpunkt. Was? Nochmal schwimmen? Nochmal so lange?! Aber es halft ja nichts, ich musste da durch. Die Wasserqualität direkt nach dem Wiedereinstieg trug nicht zur Besserung meiner Laune bei, das war dort eine einzige aufgewühlte Dreckbrühe, richtig ekelhaftes schwarzes Zeugs schwamm da rum. Nichts, wie weg dachte ich mir.
Während die erste Runde richtig schnell vorbei war, zog sich die zweite wie Kaugummi. Das Feld hatte sich etwas auseinandergezogen und ich keinerlei Anhaltspunkt am Ufer auf das ich hätte zuschwimmen können. Außerdem befand ich mich nicht mehr in der Mitte der Schwimmer, sondern am äußersten linken Rand. Auch dach der Wende, die ich mir so lange herbei gesehnt hatte, schwamm ich recht orientierungslos durch die Gegend. Also hab ich mir ein Punkt am Ufer ausgeguckt, was ich für den Schwimmausstieg hielt und bin genau darauf zugeschwommen. Prima… aber irgendwie entfernten die anderen sich immer weiter von mir und kam immer näher zu den kleinen Boten, die uns Athleten begleiteten. Irgendwas stimmt da nicht, dachte ich mir nur, bis ich dann gerafft hatte, das ich mir den falschen Punkt gemerkt hatte.
Ich möchte nicht wissen, wie viele überflüssige Meter ich hier durch den See geirrt bin. An den Zeiten kann man es vielleicht erahnen. 1:44min/100m auf der ersten Runde, eine 2:09min/100m auf der zweiten. Wobei man hier sagen muss, dass es so aussieht, als hätte sich der Veranstalter auf der ersten Runde vermessen. Selbst bei den Profis war der zweite Abschnitt mit mindestens 15 Sekunden pro 100m langsamer; scheinen also nicht wirklich 3,8km gewesen zu sein, aber dafür war die Radstrecke ja über einen Kilometer länger.
(Hier bin ich zwar nicht drauf zu sehen, aber wir hatten lange kein Bild mehr in dem Beitrag hier.) 😉
3,8km in 1:12h
Nach 1:12:31h und somit über sieben Minuten schneller als erhofft, kam ich aus dem Wasser. Ich sprintete den Anstieg hoch und bemerkte erst oben, dass ich ja meinen Neo noch komplett geschlossen hatte. Das erklärte auch, warum es mir auf einmal so warm wurde. Das erste Dixi-Klo, was ich auf dem Weg zu meinem Wechselplatz sah, nahm ich dann und legte eine Pinkelpause ein (Nein, in den Neo wird nicht gepullert!). Am Rad angekommen war dann der nächste Helfer, der mein Blog kannte und sogar noch ein Foto schießen wollte. Kein Problem… So viel Zeit muss sein… Außerdem hatte ich Probleme mit meiner rechten Kontaktlinse. Die musste ich erst kurz rausholen und wieder einsetzen. Alles ohne Spiegel, alles direkt nach 3,8km Schwimmen. Hat erstaunlich gut geklappt.
Nachdem ich mich dann aus dem Neo gequält und meine Radklamotten angezogen hatte, habe ich mir noch schnell ein PowerGel reingezogen, Wasser getrunken und dann ging es auch schon schnell zum Ausgang auf die 180km lange Radstrecke… nach 9:17min in der Wechselzone.
Richtig spannend! Wo bleibt der nächste Bericht! 🙂