Nach der dreistelligen Kilometeranzahl gestern auf dem Rad, stand heute ein langer Trainingslauf auf dem Plan und damit ich nicht so ganz alleine durch die Gegend irre, bin ich in Friedberg beim „Lauf rund um den Winterstein“ an den Start gegangen.
Als der Wecker heute morgen klingelte war mein erster Gedanke: ‚du kannst heute nicht mitlaufen, du bist ja immer noch platt ohne Ende‘. Also schnell mal die Pulsuhr gegriffen und geguckt, ob die mir einen Grund gibt, weiter liegen zu bleiben, doch der Ruhepuls war im grünen Bereich. Mit dem Gedanken, ’naja, dann fährst du halt mal hin und guckst, wie weit es geht‘ hab ich mich dann aus dem Bett gequält. Eigentlich hätte ich einen Kran gebraucht, denn das Aufstehen ging nicht wirklich gut. Irgendwie habe ich mir gestern beim Radfahren im rechten Knie wehgetan, jedenfalls schmerzt es, wenn ich es anwinkle, beim Laufen merkt man aber zum Glück nichts.
In Friedberg angekommen, holte ich mir meine Startnummer, die 514, und hatte nun die Qual der Wahl, was ich denn anziehe. Auch wenn zu dem Zeitpunkt richtig gefroren habe, habe ich mich dennoch für die kurze Version entschieden; was auch im Nachhinein betrachtet, die richtige Wahl war.
Punkt 9:30 Uhr erfolgte direkt vor dem Eingang der Henry-Benrath-Schule der Startschuss. Ich hatte ja nicht vor, richtig schnell zu laufen und reihte mich ganz hinten ein. Ich dürfte so der Drittletzte gewesen sein, der eine Minute nachdem alle anderen schon weg waren die Startlinie überquerte. Nach mir waren nur noch ein großer Hund und sein Herrchen losgelaufen.
Die beiden, die mich dann die ersten zwei Kilometer begleiteten, hatten aber anscheinend eine unterschiedliche Taktik für den Lauf im Sinn, das Hundchen wollte an die Spitze, sein Herrchen aber ruhig und locker anfangen. So zogen die beiden kurz an mir vorbei, dann wurde der Wau-Wau wieder eingebremst und das Spiel begann von vorne. Ist ja auch mal ganz lustig, sowas mit dem Hund zu machen, aber einen anständigen Laufrhythmus finden, kann man da ja wohl nicht. Kann mir nicht vorstellen, dass das auf 30km Länge Spaß machen kann. Und eine weitere Frage ging mir noch durch den Kopf: „wann fängt beim Hund der Zeitpunkt an, wo er nicht mehr zieht, sondern das Herrchen ihn ziehen muss?“ – Bei meinem Leihhund war das nämlich schon nach 5km der Fall…
Dann kam der erste Anstieg und ich verließ Hund und Herrchen und überholte die ersten Leute. Über die Autobahbrücke drüber verlief die Strecke eine ganze Weile parallel zur A5, wo wir Läufer von einigen Bussen und LKWs mit lautem Hupkonzert angefeuert wurden. Ab da war die Strecke dann wie es halt typisch für Waldwege ist, ein Mix aus Steinen und nasser Erde und natürlich richtig uneben; also überhaupt nicht mein Fall. Ich bin eher der Asphaltläufer.
Den bekam ich dann auch auf dem längsten Steigungsstück der Strecke, so zwischen Kilometer 11 und 14. Auch hier überholte ich ich wieder etliche Leute. Interessant fand ich dabei, dass einige Läufer und Läuferinnen teilweise die Anstiege hochgegangen sind, aber auf den Teilstücken, wo es wieder bergab ging, dann mit einem wahnsinnigen Tempo, fast schon richtige Sprints, wieder an einem vorbeigezogen sind. Naja, jedem das seine…
Zwischen Kilometer 18 und 22 wurde es dann wieder richtig eklig auf der Strecke, denn da ging es nicht nur wieder ein ganzes Stück bergauf (wenn auch das letzte für den Lauf), sondern da war die Erde richtig nass und der Boden richtig tief, Matsch pur also. Und wieder nix für mich… Aber statt mich zu ärgern, bewunderte ich lieber das Tattoo meines Vordermanns. Der hatte sich nämlich auf die Wade das Ironman-Logo eintätowieren lassen. Sensationell…!
Ab Kilometer 22 ging es dann, mit ein paar kurzen Unterbrechungen, permanent bergab. Das war dann Erholung pur… ab Kilometer 27 wollte ich dann locker auslaufen und machte etwas langsamer, doch aus dem „locker auslaufen“ wurde dann doch nichts, denn ab Kilometer 28 taten meine Beine auf einmal richtig weh, so dass ich lieber meine Geschwindigkeit beibehielt, das war dann nicht ganz so schmerzhaft. Der letzte Kilometer kam mir dann auch ewig lang vor und nach 2:51:02h (brutto) überquerte ich dann kaputt aber glücklich die Ziellinie.
Das war quasi mein allererster Dreißiger! *stolzbin*
Krass finde ich übrigens, wenn ich den Lauf nun mit meinem ersten Halbmarathon vom August vergleiche. Da hat sich doch einiges getan. Ich war heute, obwohl es nur ein Trainingslauf war und ich natürlich nicht voll gelaufen bin, sogar schneller unterwegs als damals. Dabei war die Strecke heute nicht nur knapp neun Kilometer länger, sondern auch noch ein ganzes Stück anspruchsvoller. Laut Veranstalter sollten es 321 Höhenmeter sein, die zu überwinden waren, mein Laufcomputer meinte aber, es wären sogar 535 Höhenmeter gewesen.
Hier das Profil der Strecke:
Wo ich gerade bei Laufcomputer bin… meiner neuer WearLink-Gurt hat keinerlei Probleme gemacht und die Distanzmessung war trotz unterschiedlicher Bodenbelege sensationell genau… Exakt 30,00 Kilometer hat mir mein RS800 angezeigt, zumindest darin ist Polar unschlagbar…
Schöner Bericht!
Den Berg zum Munitionsdepot bei KM 12 bin ich heute mit dem Rennrad hochgefahren, dachte mir noch „ganz schön heftig hier hoch zu joggen…“
Eine Zeit unter 6 Min/km ist für einen bergigen Trainingslauf über 30km auch nicht von schlechten Eltern. Deine Trainingseinheiten aus dem Winter machen sich auf alle Fälle bemerkbar.
Steht jetzt eine Ruhewoche an, nach dem harten Trainingswochenende?
Die Wade kenne ich – war wohl die meines Schwagers…
@Lars: ja, diese Woche war wieder etwas ruhiger, allerdings steht am Wochenende noch eine lange Radfahrt an.