Ich habe in letzter Zeit häufig die Frage gestellt bekommen, warum man eigentlich solche Distanzen von weit über 100km noch zudem in einem solch „kranken“ Format wie dem Backyard Ultra macht?
Das ist nicht ganz so einfach zu beantworten: anfangs war es der besondere Reiz des Backyard-Formats, dass man als läuferisch untalentierter und leicht übergewichtiger Nobody – wie ich es bin – die guten und schnellen Läufer und Läuferinnen ärgern konnte, weil man nicht schnell sein muss, sondern einfach nur zäh. Dann war es zunehmender die Frage: wie weit kann ich es tatsächlich in einem solchen Format schaffen, wenn ich gezielt trainiere und aus den Fehlern der Vergangenheit lerne?
Was mir aber neben den ganzen tollen Erlebnissen mit dieser besonderen Community mit positiv verrückten Menschen in der man sich trotz des Wettkampfs stets gegenseitig unterstützt, tatsächlich mittlerweile mit am wichtigsten ist, ist das was nach einer Weile im Grenzbereich von physischer und mentaler Überbelastung im Kopf so passiert und im Anschluss noch lange nachwirkt.
Man lernt extrem vieles über sich selbst, wie man so tickt, was einem vielleicht im Alltagswahnsinn gar nicht so bewusst wird. Man nimmt die eigenen Schwächen deutlicher wahr, aber – und das ist viel wichtiger – auch die eigenen Stärken. Welche Dinge kann ich besser als die meisten anderen Menschen? Worin bin ich wirklich gut? Was will ich wirklich?
Und das ist ein echter Mehrwert, den man dann wieder in das Alltagsleben mitnehmen kann. Insofern waren die drei Backyards und der 100er ums Haus herum in diesem Jahr für mich große Türöffner zu vielen neuen Erkenntnissen, so vielen, dass ich erst einmal eine Weile keine Ultras mehr machen und mich in den nächsten Monaten verstärkt einem Projekt widmen werde, das mir sehr am Herzen liegt und das ich in den letzten ein bis zwei Jahren stark vernachlässigt habe.
Stay tuned… weather belongs here!
TL;DR – andere gehen pilgern – ich laufe Backyards. 😉